Stadtjugendring-Delegation in Israel

Nitzan Aviv von Migvanim (Mitte) erläutert der Gruppe die Gedenkminute - kurz darauf stand der gesamte Verkehr im Land still
Nitzan Aviv von Migvanim (Mitte) erläutert der Gruppe die Gedenkminute - kurz darauf stand der gesamte Verkehr im Land still

(Buxtehude/Ramat Hasharon) Yom Hashoa heißt der israelische Nationalfeiertag und Holocaust-Gedenktag, der mit Gedenkveranstaltungen in jeder Kommune sowie einer landesweiten Schweigeminute begangen wird. Den diesjährigen Gedenktag konnte eine 10-köpfige Delegation des Stadtjugendringes (SJR) zusammen mit israelischen Austauschteilnehmern begehen und erleben. Zuvor hatte die Austauschgruppe gemeinsam die nationale Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht. "Das gemeinsame Gedenken der Holocaust-Opfer und die Lehren daraus auf die heutige Zeit zu übertragen, z.B. auf die jüngsten Übergriffe auf Flüchtlinge, ist fester Bestandteil eines Israel-Austausches“, erläutert der SJR-Vorsitzende Achim Biesenbach.

 

Insgesamt eine Woche sind aktive Jugendleiter des Stadtjugendrings sowie aus der evangelischen Jugend St. Petri, St. Paulus und St. Marien, der katholischen Jugend, der Lebenshilfe sowie der United Dragons nach Ramat Hasharon gereist. In Ramat Hasharon, einer rd. 48.000 Einwohner zählenden Vorstadt von Tel Aviv, ist der israelische Partnerverband Migvanim ansässig.

Nitzan Aviv bei seinem Besuch in Buxtehude im vergangenen Jahr - hier beim Kinderforum des SJR in der Sagekuhle
Nitzan Aviv bei seinem Besuch in Buxtehude im vergangenen Jahr - hier beim Kinderforum des SJR in der Sagekuhle

Migvanim und Stadtjugendring haben die Kooperation im vergangenen Jahr begonnen. Frank-Christian Harder, Projektleiter für den Israel-Austausch beim SJR, und Nitzan Aviv, Geschäftsführer von Migvanim, haben bei jeweils einem Besuch und Gegenbesuch den Grundstein für den diesjährigen Staff Exchange bzw. Jugendleiteraustausch gelegt, bei dem 10 deutsche und israelische Jugendleiter sich gegenseitig jeweils eine Woche besuchen. "Migvanim und SJR haben beide großes Interesse am interkulturellen Austausch, ähnliche Strukturen und Visionen - wir passen einfach hervorragend zusammen“, fasst Frank-Christian Harder zusammen.


Migvanim ist genauso wie der Stadtjugendring Buxtehude eine gemeinnützige Organisation der Jugendpflege sowie der außerschulischen Jugendbildung und betreibt über 50 Kindertagesstätten und 7 Familien- und Jugendzentren. Die Angebote der Jugendarbeit einander an Ort und Stelle vorzustellen, Unterschiede in Umfeld und Kultur kennen zu lernen und dabei neue Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten ist ein zentrales Ziel des Jugendleiteraustausches.

 

Wesentlichen Einfluss auf die Ausgestaltung der Jugendarbeit hat die latente Bedrohung Israels durch sämtliche Nachbarländer und die nur wenige Kilometer entfernt operierende Hamas im Westjordanland. Einerseits gehört der Umgang mit der Bedrohung zum täglichen Leben dazu, indem z.B. ein unterirdischer Luftschutzbunker neben einem Jugendzentrum als Musikraum genutzt wird und im Notfall in wenigen Minuten wieder in einen voll einsatzfähigen Bunker umgewandelt werden kann. Andererseits führt die aus der Sicherheitslage resultierende allgemeine Wehrpflicht von zwei bzw. drei Jahren dazu, dass praktisch keine 18- bis 20-jährigen in der Jugendarbeit aktiv sein können.

 

Miri Eisin, ehemalige Offizierin der israelischen Armee, ehemalige Regierungssprecherin des israelischen Premierministers Ehud Olmert, jetzige Hochschulprofessorin und Vorstandsmitglied von Migvanim, traft die Buxtehuder Delegation in Alfei Menashe, einer israelischen Westbank-Siedlung mit 8.000 Einwohnern, die zu 90% von dem Sicherheitszaun zwischen israelischen und palästinensischen Gebieten umgeben ist. Dabei wurde deutlich, wie räumlich nahe von der Hamas kontrollierte Städte an israelischen Großstädten liegen und ein Primat auf Sicherheit zwangsläufig zu einer Einschränkung der Palästinenser führt. Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern könne es daher keine einfachen Antworten und Lösungen geben.

 

Deutsche und israelische Jugendleiter in Jerusalem mit dem Felsendom im Hintergrund (auf dem Dach des Österreichischen Hospizes im arabischen Teil der Altstadt)
Deutsche und israelische Jugendleiter in Jerusalem mit dem Felsendom im Hintergrund (auf dem Dach des Österreichischen Hospizes im arabischen Teil der Altstadt)

Beide Partnerverbände verfolgen einen langfristig ausgerichteten Ansatz und setzen daher auf vielfältige Bekanntschaften und Kontakte zwischen beiden Städten und Verbänden, nicht zuletzt um sicherzustellen, dass die jährlich stattfindenden Austauschfahrten auf einem breiten Netzwerk fußen. Dazu trugen die geselligen Teile des Israel-Besuchs bei: Auf dem Programm standen gemeinsame Ausfahrten in ein Kibbuz, nach Jerusalem und ans Tote Meer, ein Abend mit israelischem Volkstanz sowie Begehen des Sabbat im familiären Kreis. "History is what brought Germans and Israelis together, friendship is what we share now," fasst Marty Maskowitz, Austauschkoordinator bei Migvanim, den ersten Teil des Austausches zwischen Ramat Hasharon und Buxtehude zusammen.

 

Der zweite Teil des Austausches wird Ende Mai in Buxtehude und Hamburg stattfinden und dient der weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit. Für das kommende Jahr ist erstmalig ein Jugendaustausch für 16- bis 19-jährige Teilnehmer aus Buxtehude und Ramat Hasharon in den Sommerferien geplant. Die inhaltliche und personelle Vorbereitung darauf wurde mit gemeinsamen Workshops bereits begonnen.