Ausbildungsmesse: Praktika wecken das Interesse

Viel Andrang in der Halepaghen-Schule: An die 60 Aussteller präsentierten sich bei der Ausbildungsmesse. Fotos: Frank
Viel Andrang in der Halepaghen-Schule: An die 60 Aussteller präsentierten sich bei der Ausbildungsmesse. Fotos: Frank

BUXTEHUDE. „Mehr Ausbildungsstellen, weniger Bewerber“ meldete die Agentur für Arbeit für den Landkreis Stade. Für ihre Berufe warben am Donnerstag knapp 60 Firmen bei der Buxtehuder Ausbildungsmesse. Probleme, Azubis zu finden, haben aber nicht alle Unternehmen.

 

Die Gänge der Halepaghen-Schule sind rappelvoll. An Stehtischen werden Gespräche geführt, Flyer wechseln von Unternehmen zu interessierten Schülern, Arbeitsmaterialien werden ausgestellt. Im Ausbildungsjahr 2017/18 gab es nach Informationen der Agentur für Arbeit 3909 Ausbildungsstellen im Landkreis Stade, 268 davon blieben unbesetzt. Dass es schwerer wird, Auszubildende zu finden, bestätigen auch viele Firmen auf der Messe.

 

Mark Roßbach steht hinter einem Tisch mit Werkzeugen und Rohrteilen. Er vertritt die Firma „Wilhelm Wähler Tief- und Rohrleitungsbau“ aus Seevetal (Landkreis Harburg), die Tiefbaufacharbeiter mit den Schwerpunkten Rohrleitungs- und Kanalbau ausbildet. „Wir sind weit entfernt davon, genug Auszubildende zu finden“, sagt er. Gerade im Handwerk müssten die Unternehmen viel Werbung machen. Viele, gerade kleinere Betriebe, seien eher unbekannt und die Jugendlichen wüssten nicht, welche Karrieremöglichkeiten sich im Handwerk bieten würden. Was hilft? Praktika, ist sich Roßbach sicher. Die Leistungen potenzieller Bewerber im Praktikum seien für sein Unternehmen letztlich auch ausschlaggebender als Schulnoten.

Stephanie Krüger, Anna Mählmann und Janin Heinrich vom Pflegedienst Lebensbaum stellten den Altenpflege-Beruf bei der Ausbildungsmesse vor. Foto: Frank
Stephanie Krüger, Anna Mählmann und Janin Heinrich vom Pflegedienst Lebensbaum stellten den Altenpflege-Beruf bei der Ausbildungsmesse vor. Foto: Frank

Den Weg, durch Praktika Interesse zu wecken, geht auch der ambulante Pflegedienst Lebensbaum mit Standorten in Buxtehude, Neu Wulmstorf und Hollenstedt. Die Messe lief gerade einmal eine Stunde, doch einige Interessenten für Praktika hatten sich schon gemeldet, freuen sich die drei Mitarbeiterinnen Janin Heinrich, Stephanie Krüger und Anna Mählmann. Doch Jugendliche, die sich für eine Ausbildung beim Pflegedienst entscheiden, gebe es kaum noch. Neben der Altenpflege-Ausbildung wird eine Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Büromanagement angeboten. Für beide Ausbildungsgänge seien es nur zwei bis drei Azubis pro Jahr. „Es werden diejenigen eingestellt, die sich bewerben. Eine Auswahl gibt es eigentlich nicht mehr“, muss Heinrich zugeben, sie macht aber auch positiv Werbung für den Beruf: „Altenpflege ist abwechslungsreich. Die Kunden haben großes Vertrauen zu uns. Sie lachen und freuen sich immer, dass wir da waren.“

 

Nicht wirklich klagen kann das Buxtehuder Hotel Navigare. Ausgebildet werden dort Köche und Hotelfachleute, daneben wird ein dualer BWL-Studiengang mit dem Schwerpunkt Hotel- und Tourismusmanagement angeboten. „Pro Berufszweig stellen wir mindestens einen Auszubildenden ein, wenn es weitere gute Bewerbungen gibt, manchmal auch mehr“, berichtet Tim Merz, Direktionsassistent für Veranstaltungen, Sales und Marketing, und betont dabei auch: „Unsere Branche ist wirklich auf Nachwuchs angewiesen.“ Die Studiengebühren werden vom Hotel übernommen, es wird Fahrtgeld bezahlt und Arbeitskleidung gestellt, auch mit solchen Benefits versuche das Hotel, Auszubildende anzuziehen.

Tischlermeister Matthias Sieg präsentiert Fotos einiger Gesellenstücke. Bei der nächsten Ausbildungsmesse würde er aber gern die echten Stücke zur Anschauung mitbringen. Foto: Frank
Tischlermeister Matthias Sieg präsentiert Fotos einiger Gesellenstücke. Bei der nächsten Ausbildungsmesse würde er aber gern die echten Stücke zur Anschauung mitbringen. Foto: Frank

Matthias Sieg, Tischlermeister aus Buxtehude, vertritt bei der Ausbildungsmesse die Tischler-Innung Stade. Die Innungstischler im Landkreis würden in den meisten Fällen noch genügend Auszubildende finden, weiß er zu berichten. Am Messestand ist es jedoch gerade ziemlich leer. Sieg schaut sich um. „Wir werben nicht so gut“, meint er. Anstatt nur Fotos von Gesellenstücken zu zeigen, hätte die Innung auch welche mitbringen oder Videos aus der Werkstatt zeigen können. „Das machen wir nächstes Jahr anders.“

 

www.tageblatt.de   von Ina Frank