Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl: Mehr Klimaschutz und mehr Beteiligung gefordert

Clemens Ultsch (Die Partei - von links), Klemens Kowalski (Linke), Olaf Riesterer (CDU) und Gerrit Steffens (SPD) - Fotos: Ina Frank
Clemens Ultsch (Die Partei - von links), Klemens Kowalski (Linke), Olaf Riesterer (CDU) und Gerrit Steffens (SPD) - Fotos: Ina Frank

BUXTEHUDE. Wie soll man ganz Buxtehude digitalisieren, wenn man nicht einmal eine Schule digitalisieren kann? Und wo sollen eigentlich die ganzen E-Autos geladen werden? Bei einer Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl in der IGS Buxtehude mussten sich die Politiker auch unangenehmen Fragen stellen.

 

Der Stadtjugendring hatte dazu Vertreter aller für den Rat kandidierenden Parteien eingeladen. Die Diskussion begann mit einem Rückblick: Eine gute und eine schlechte Entscheidung der vergangenen Ratsperiode wollte Moderatorin und TAGEBLATT-Redakteurin Anping Richter von den Kandidaten genannt bekommen. Der Renner bei den Negativ-Entscheidungen: der Bau des neuen Aldi-Markts am Westmoor. Dass auf einer Fläche mit Biotop-Status gebaut werden darf, wurde in der Bevölkerung scharf kritisiert, und sowohl Philipp Bravos (Grüne) als auch Clemens Ultsch (Die Partei) und Olaf Riesterer (CDU) nannten diese als schlechteste Entscheidung des Rates. „Solche Prozesse dauern viel zu lange“, erklärte Riesterer. Die Fläche hat seit dem 1. Januar Biotop-Status, aber weil der Investor zu dem Zeitpunkt schon im weit fortgeschrittenen Stadium des Genehmigungsverfahrens war, darf er trotzdem bauen.

 

Bei den guten Entscheidungen waren die Antworten dann schon vielfältiger. Esther Deppe-Becker (FDP) lobte das Teilhabeprojekt „Villa Luise“, Klemens Kowalski (Linke) die Einführung des Buxtehuder Mietspiegels. Clemens Ultsch (Die Partei) sagte wiederum: „Wir waren ja noch nicht im Rat. Wo sollen die guten Entscheidungen denn herkommen?“ – nicht ganz ernst gemeint, versteht sich.

 

 

Jonathan Zeidler (Stadtjugendring, von links), Philipp Bravos (Grüne), Helmut Wiegers (AfD) und Esther Deppe-Becker (FDP).
Jonathan Zeidler (Stadtjugendring, von links), Philipp Bravos (Grüne), Helmut Wiegers (AfD) und Esther Deppe-Becker (FDP).

Jugendliche sollen mehr mitbestimmen können

Gefragt nach ihren Ideen für mehr Klimaschutz, wurden von den Parteivertretern relativ ähnliche Ziele genannt: ein besserer Stadtbusverkehr, der auch auf die Abfahrtszeiten der Bahn angepasst ist, bessere Fahrradwege, Nutzung erneuerbarer Energien. Einzig Helmut Wiegers (AfD) wollte kein konkretes Ziel nennen. Es bringe nichts, wenn Buxtehude klimaneutral werde, aber in anderen Teilen der Welt werde nichts für den Klimaschutz getan, sagte er. Die Schülerinnen und Schüler konnten sowohl direkt als auch über einen Chat ihre Fragen stellen. Nachdem Wiegers Kritik am Neubaugebiet Orchideenquartier geäußert hatte, fragte eine Schülerin: Wie solle denn Wohnraum geschaffen werden, wenn nicht durch Neubauten? Wiegers erteilte dem weiteren Wachstum der Stadt grundsätzlich eine Absage. Was das angehe, brauche Buxtehude eine Pause, die Infrastruktur sei ausgelastet.

 

Was Bauprojekte angeht, tut sich an den Schulen in nächster Zeit sehr viel, auch und gerade an der IGS mit dem Bau der neuen Halle Nord. Das betrifft die Schülerinnen und Schüler direkt – doch bisher wurde ihnen nicht wirklich das Gefühl vermittelt, sie könnten bei solchen Entscheidungen mitreden. Das soll sich ändern, da waren sich die Parteien weitestgehend einig. „Jugendliche sollen mehr mitbestimmen können“, sagte Gerrit Steffens (SPD). Für ihn ist das auch die dringendste Forderung, um Buxtehude zukunftsfähig zu gestalten. Auch Esther Deppe-Becker forderte in diesem Zusammenhang ein Angebot für Jugendliche: einen Treffpunkt, an dem junge Leute auch am Abend nach 22 Uhr noch zusammenkommen können.

 

Wahlplakate sind keine Aufforderungen

Einen Treffpunkt wünscht sich auch Klemens Kowalski, aber für alle Generationen: Die Linke hält an ihren Forderungen für einen „Bürgerpark“ am Mühlenteich in Altkloster fest, mit Outdoor-Fitnessgeräten, Toiletten und Grillplätzen. Für Clemens Ultsch ist die Verkehrswende essenziell, und Philipp Bravos fordert eine „Moorstrategie“: In Mooren, die als CO2-Speicher wichtig für den Klimaschutz sind, soll nicht mehr gebaut werden dürfen, weitgehend trockengefallene Moore wie das Meckelmoor sollen renaturiert werden.

 

Auch die viel diskutierten Wahlplakate von „Die Partei“, mit Aufschriften wie „Nazis töten“, kamen noch einmal zur Sprache. Die Plakate sollen zum Nachdenken anregen und sind keine Aufforderungen, betonte Ultsch nochmals – schließlich stehe hinter „Nazis töten“ kein Ausrufezeichen, sondern ein Punkt. Und von Rechtsradikalen begangene Morde habe es in der jüngsten Vergangenheit ja einige gegeben.

 

www.tageblatt.de   08.09.2021  ein Tageblatt-Artikel von Ina Frank - vielen Dank für die Unterstützung bei der Podiumsdiskussion und die Erlaubnis zur Wiedergabe des Artikels!