Nach Anwohner-Beschwerden: Freizeithaus muss früher schließen

Das Freizeithaus ist ein wichtiger Baustein der Jugendarbeit in Buxtehude. Erbaut wurde das Freizeithaus 1938 als Freizeitheim für den nationalsozialistischen Nachwuchs in der Hitlerjugend. Foto: Wisser
Das Freizeithaus ist ein wichtiger Baustein der Jugendarbeit in Buxtehude. Erbaut wurde das Freizeithaus 1938 als Freizeitheim für den nationalsozialistischen Nachwuchs in der Hitlerjugend. Foto: Wisser

Weil Anwohner sich über Lärm im Freizeithaus beschweren, müssen Buxtehudes Jugendliche Einschränkungen hinnehmen. Dafür gibt es deutliche Kritik.

 

Buxtehude. Das ist für viele Jugendliche und die Musikszene in der Region ein Schock: Die Stadt Buxtehude bestätigt TAGEBLATT-Informationen, dass die Nutzung des Freizeithauses am Geschwister-Scholl-Platz massiv eingeschränkt wird.

 

„Es gibt einige Anwohner-Beschwerden aufgrund des Lärms“, sagt der Erste Stadtrat Ralf Dessel auf Nachfrage. Es gebe noch keine Klagen und auch noch keine Androhung davon. Ein Anwohner ließe sich aber anwaltlich vertreten, so Dessel.

 

Harte Linie: Ab 22 Uhr ist jetzt verbindlich Schluss

Als Konsequenz der Beschwerden darf das Freizeithaus nur noch bis maximal 22 Uhr genutzt werden. Damit sichergestellt werden kann, dass alle Besucher das Haus und auch das Außengelände, wie zum Beispiel den Parkplatz, rechtzeitig verlassen haben, müssen alle Veranstaltungen spätestens um 21.45 Uhr enden.

 

So erklärt die Stadt in einem internen Schreiben die neue Linie. Bisher diente das Gebäude bis Mitternacht als Konzertort und Treffpunkt für die Buxtehuder Jugend.

 

Mit den aktuellen Nutzungseinschränkungen für das Buxtehuder Freizeithaus stehen Veranstaltungsformate wie „Buxte Rhymes“ vor dem Aus. Foto: Richter
Mit den aktuellen Nutzungseinschränkungen für das Buxtehuder Freizeithaus stehen Veranstaltungsformate wie „Buxte Rhymes“ vor dem Aus. Foto: Richter

Wochenendnutzung nur noch in Ausnahmefällen

Für die eigene Planung sei es sicherlich sinnvoll, ein Ende von 21.30 Uhr anzusetzen. Eine Wochenendnutzung sei nur noch in Ausnahmefällen nach Absprache möglich, so die Verwaltung gegenüber den Nutzern des Freizeithauses.

 

„Ich bedauere diese Einschränkungen sehr, zumal davon auch alle von uns mit viel Engagement geplanten und durchgeführten Veranstaltungen betroffen sind“, sagt Stadtjugendpfleger Gabriel Braun.

 

„Gleichzeitig möchte ich versichern, dass städtischerseits mit Hochdruck an einer Klärung gearbeitet wird.“ Von der Problematik erinnert die Lage an die Situation im Jahnstadion. Auch dort gab es schärfere Regeln, nachdem sich wenige Anwohner beschwert hatten. Die Regeln haben immer noch Bestand.

 

Probleme: Laute Tür und geöffnete Fenster

Es gibt zwei wichtige Punkte, die eine Verbesserung der Lage herbeiführen können. Zum einen soll die Tür des Freizeithauses sehr laut zufallen. Außerdem dringt die Musik durch geöffnete Fenster nach draußen. Die Stadt will jetzt prüfen, ob dies zu ändern ist. Geklärt wird, ob die Lüftungskapazität erhöht werden kann, damit die Fenster im Konzertsaal nicht mehr geöffnet werden müssen.

 

Nach TAGEBLATT-Informationen gibt es aber noch ein weiteres Problem: In der warmen Jahreszeit wird das Basketball-Feld vor dem Freizeithaus lange genutzt. Dabei kommen Ghettoblaster als Musikquelle zum Einsatz. Hier gibt es bereits eine Tafel am Platz mit der Bitte um Rücksichtnahme.

 

Bekannte Konzertreihen sind gefährdet

Das Freizeithaus ist nicht nur zentraler Treffpunkt für Jugendliche in der Stadt. Mit der Arena gibt es hier eine der wenigen lokalen Auftrittsmöglichkeiten für junge Bands und Musiker. Die von der Stadtjugendpflege etablierten Veranstaltungsformate „My Six Stages“ und „Buxte Rhymes“ eröffnen dabei die Chance, unter professionellen Bedingungen erste Bühnenluft zu schnuppern.

 

 

Als The NoNames rockten sie schon die Bühne beim Buxtehuder Altstadtfest. Jetzt treten die jungen Musiker aus Stade und Drochtersen als Purp! beim Local Heroes Bandcontest an. Foto: Weselmann
Als The NoNames rockten sie schon die Bühne beim Buxtehuder Altstadtfest. Jetzt treten die jungen Musiker aus Stade und Drochtersen als Purp! beim Local Heroes Bandcontest an. Foto: Weselmann

„Buxte Rhymes“ im August wie geplant

Wie es mit den beiden erfolgreichen Konzertreihen und anderen Musikevents weitergeht, ist unklar. Die nächste Ausgabe von „Buxte Rhymes“ am 28. August bleibt von den neuen Regeln lediglich unbenommen, weil sie als Teil der Straßenkunst-Reihe auf dem Petri-Platz Bühne bezieht.

 

Im Herbst und Frühjahr sollten „Buxte Rhymes“ und „My Six Stages“ dann eigentlich in eine neue Runde gehen. Deren Fortsetzung sieht Stadtjugendpfleger Gabriel Braun durch die zeitlichen Einschränkungen allerdings komplett infrage gestellt.

 

Geht an Lebenswelt von jungen Menschen vorbei

Die Konzerte müssten zeitlich nach vorne verlagert werden. „Das geht an der Lebenswelt von jungen Menschen aber völlig vorbei“, betont Braun. Die erfolgreichen Formate würden an Attraktivität verlieren. Katastrophal findet er das Signal, das mit den Einschränkungen an junge Menschen gesendet werde. „Selbst im Jugendzentrum sind sie nicht mehr gewollt.“

 

„Das ist ein harter Schlag für Buxtehudes Jugendkultur“, sagt auch Nick Reinartz. Der Buxtehuder Eventmanager und Musiker ist seit vielen Jahren in der Arena aktiv und unterstützt die Auftritte des Musiknachwuchses zusammen mit einem weiteren Veranstaltungsprofi.

 

Braun und Reinartz hoffen, dass Stadtverwaltung und Politik, sich mit der nötigen Courage für eine Lösung des Konflikts und den Erhalt der Angebote im Freizeithaus einsetzen. Denn eigentlich bräuchte es in der Stadt viel mehr Räume, wo Jugendliche sich willkommen fühlen.

 

Neues Musik-Highlight ist als erstes betroffen

Die erste von der neuen Regelung betroffene Musikveranstaltung ist an diesem Wochenende: Am Sonnabend, 16. August geht hier ein Musik-Highlight über die Bühne, mit einer Premiere für Buxtehude. Das Freizeithaus wird erstmals zum Spielort für den bundesweiten Newcomer-Wettbewerb „Local Heroes“ - eines der wichtigsten Förderformate für junge Musiker.

 

Das Konzertevent beginnt nun schon am späten Nachmittag. Die Türen zur Arena öffnen um 16.30 Uhr, die Bühnenauftritte starten um 17.30 Uhr. Fünf junge Bands aus dem Landkreis Stade rocken das Freizeithaus: Better Than AI, Killbxi Akira & Rapter Black Ember (ehemals The Reckless), Amôr und Purp! (ehemals The NoNames). Die Gewinner des Abends lösen das Ticket für das niedersächsische Halbfinale in Neu Wulmstorf.

 

Quelle: www.tageblatt.de - Artikel von Fenna Weselmann und Karten Wisser

Vielen Dank für die Genehmigung der Wiedergabe an dieser Stelle.