
Seit Wochen diskutiert die Stadt Buxtehude über die massiven Einschränkungen beim Freizeithaus. Nun präsentiert die Stadt einen Plan, wie sie den Jugendtreff retten will.
Wie kann das beliebte Freizeithaus in Buxtehude am Geschwister-Scholl-Platz gerettet werden? Und wieso reicht eine Anwohnerbeschwerde aus, um den Standort nach über 40 Jahren zu gefährden? Diese zwei Fragen beschäftigen seit vielen Wochen viele Menschen in der Stadt.
Vereine starten Unterschriftensammlung
Die im Stadtjugendring organisierten Vereine fahren daher seit Wochen eine Kampagne, um das Freizeithaus zu retten. Unter anderem werden Unterschriften gesammelt. Ziel ist ein sogenannter Einwohnerantrag. Hier ist der Stadtjugendring federführend. Der Antrag ermöglicht, dass mindestens 14 Jahre alte Menschen, die seit mindestens drei Monaten in einer Kommune wohnen, ein Thema im Rat der Gemeinde oder des Landkreises zur Beratung einbringen können. Nötig sind 1500 Unterschriften, die Aktion läuft noch.
Bevor das Thema in den Rat kommt, nutzte die Stadtverwaltung die mit Spannung erwartete Sitzung des Jugendhilfeausschusses, um nach zwölf Wochen die Karten offen auf den Tisch zu legen. Die Sitzung fand aufgrund des großen Interesses in der Aula der Integrierten Gesamtschule Buxtehude statt, rund 40 Gäste kamen.
Die erste Botschaft des Abends: Die Gefährdung für ein Fortbestehen des Freizeithauses ist real. In der aktuell geltenden Baugenehmigung von 1984 für den Jugendtreffpunkt mit Live-Musik ist ein Schallschutz-Gutachten vorgesehen, das nie gemacht worden ist.
Vorgesehen ist auch eine Lüftungsanlage. Die gibt es, sie funktioniert aber schon seit vielen Jahren nicht mehr. Durch die Anwohnerbeschwerde besteht aufgrund der Fehler tatsächlich die Gefahr, dass ein Gericht eine komplette Schließung des Hauses anordnet.
Das liegt auch an der Lage des Gebäudes in einem allgemeinen Wohngebiet. Dort sind bis 22 Uhr 55 Dezibel zugelassen, danach 40 Dezibel. Das wird schon durch lauteres Flüstern in der Nähe erreicht. Das alles schilderte Andrea Lange-Reichardt, Leiterin des Buxtehuder Jugendamtes, in der Sitzung.
„Wir brauchen eine rechtssichere Situation“, sagte sie. Lange-Reichardt nahm auch den Fehler auf ihre Kappe, dass bei der Eingliederung des Freizeithauses in den 2000er-Jahren der rechtliche Rahmen nicht kontrolliert worden sei.
Bis dahin gab es für das Freizeithaus eine Selbstverwaltung. „Ich habe die Situation damals nach 20 Jahren laufenden Betriebs nicht hinterfragt“, sagte Lange-Reichhart. Vor diesem Hintergrund will die Stadt keine Klage riskieren.
Wenig Aussicht auf Kompromiss mit Anwohnern
Die zweite Botschaft des Abends: Es wird offenbar keinen Kompromiss mit dem Anwohner geben können. Offiziell weiß die Stadt nicht einmal, wer das ist. Der Beschwerdeführer lässt sich durch einen Anwalt vertreten. Diesen Eindruck schilderte Lange-Reichardt aus dem Gespräch mit dem Anwalt, an dem auch Stadtjugendpfleger Gabriel Braun beteiligt war.
Laut Verwaltung richtet sich die Beschwerde gegen den ganzen Betrieb des Freizeithauses und nicht nur gegen die nächtliche Ruhestörung. Daher muss das, was jetzt passiert, im Zweifel einer gerichtlichen Überprüfung standhalten.
Die dritte Botschaft des Abends: Politik und Verwaltung sind entschlossen, die Fehler zu heilen und den Betrieb im vollen Umfang wieder aufzunehmen. Das gilt auch für die bekannten Konzertreihen „My Six Stages“ und „Buxte Rhymes“. Die Jugendhilfe-Ausschussvorsitzende Bente Rosebrock (Bündnis 90/Die Grünen) konnte ungeteilte Unterstützung feststellen.
„Wir wollen die Fehler erst heilen und dann das Freizeithaus wieder hochfahren“, sagte Lange-Reichardt. Deutliches Signal dafür ist, dass bereits eine Million Euro für das Freizeithaus bereitsteht. Auch die Schaffung der Barrierefreiheit soll jetzt mit berücksichtigt werden.
Stadtbaurätin Michaela Springhorn ist optimistisch
Das notwendige Lärmschutzgutachten ist in Auftrag gegeben worden. Das Ergebnis soll Anfang November vorliegen. „Nach unserer eigenen Messung sieht es eigentlich ganz gut aus“, sagte Stadtbaurätin Michaela Springhorn.
Sollte der Profi zu ähnlichen Ergebnissen kommen, sei sie optimistisch, dass die Schwachstellen des Gebäudes beseitigt werden können. Der Gutachter soll Empfehlungen aussprechen, wie die Lärmbelästigung der Anwohner auf das gesetzliche Niveau reduziert werden kann.
„Wir haben das Gebäude wie andere öffentliche Gebäude in der Vergangenheit kaputtgespart. Jetzt hat das Freizeithaus Priorität“, sagte Niels Kohlhaase, Ratsherr der CDU.
„Die Verwaltung hat das Problem direkt in Angriff genommen, das ist so nicht normal“, sagte Franziska Knoefel, Ratsfrau der SPD. Sie unterstrich: „Wir kämpfen fraktions- und parteiübergreifend für das Freizeithaus.“ Knoefel forderte deshalb, die Verwaltung nicht zu scharf zu kritisieren. „Gut, dass alle in eine Richtung laufen“, sagte Clemens Ultsch von der Gruppe Die Linke/Die Partei.
Wie oft war die Polizei schon beim Freizeithaus?
Die vierte Botschaft des Abends: „Es ist Eile geboten. Wir können innerhalb von Monaten eine ganze Generation von Jugendlichen verlieren“, sagte Inga Lietzmann. Sie ist seit 30 Jahren in der Jugendarbeit tätig und zugewähltes Mitglied im Jugendhilfeausschuss für die Grünen. Es dauere ewig, so etwas wieder aufzubauen. Da es aus Sicht der Stadt auch kein geeignetes Übergangsquartier gibt, drängt die Zeit ohnehin.
Lietzmann schilderte auch, dass es tagsüber immer noch durch Anwohnerbeschwerden motivierte Polizeieinsätze beim Freizeithaus gebe. „Es schreckt die Jugendlichen ab, wenn die Polizei vor ihrem Haus steht“, sagte Lietzmann. Auch Lange-Reichardt bestätigte die Einsätze. Wie oft die Polizei da war, ist allerdings nicht sicher festzustellen. Offiziell gab es laut Polizei seit Anfang des Jahres zwei Einsätze wegen Ruhestörung.
Quelle: Buxtehuder Tageblatt, Artikel von Karsten Wisser, erschienen am 01.10.2025, vielen Dank für die Erlaubnis zur Wiedergabe an dieser Stelle