
Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit - beim Thema Freizeithaus ist Eile geboten. Das macht Inga Lietzmann (Grüne) im Jugendhilfe-Ausschuss der Hansestadt Buxtehude deutlich. Denn die Jugend protestiert nicht, sie bleibt stattdessen einfach weg. "Wir verlieren eine gesamte Generation", bringt es Lietzmann auf den Punkt.
Ausschuss diskutiert: Breite Unterstützung für den Erhalt
Rund zwei Stunden inklusive der Einwohnerfragestunde räumte die Ausschussvorsitzende Bente Rosebrock (Grüne) für den Tagesordnungspunkt Freizeithaus ein, der zurzeit in Buxtehude für Schlagzeilen sorgt. Denn nachdem sich ein Bewohner über die Lärmbelästigung beschwert hatte, hat die Hansestadt die Nutzungszeiten des Jugendzentrums so stark eingeschränkt, dass mehrere Angebote nicht mehr stattfinden können, darunter zwei beliebte und erfolgreiche Konzertreihen für Nachwuchsbands.
Kampagne mit Unterschriftensammlung bis 15. Oktober
Unter Federführung des Stadtjugendrings wurde daraufhin eine groß angelegte Kampagne für den Erhalt des Freizeithauses gestartet und es werden noch bis zum 15. Oktober Unterschriften gesammelt. Auch unter den Ausschuss-Mitgliedern und den rund 40 Gästen, die sich in der Einwohnerfragestunde zahlreich zu Wort meldeten, herrschte eine bemerkenswerte Einigkeit: Für keinen der Anwesenden ist eine Einschränkung des Angebots oder gar die Schließung des Hauses eine Option.
Lärmbeschwerde und fehlendes Gutachten bringen Stadt in Bedrängnis
Warum sich aber die Hansestadt Buxtehude von einer einzelnen Klageandrohung derart in die Enge drängen lässt, erklärte Jugendamtsleiterin Andrea Lange-Reichardt: Die Hansestadt steht rechtlich auf wackeligem Boden und will daher eine Klage vermeiden, um nicht die Schließung des gesamten Hauses zu riskieren. So sei zum einen ein Schallschutzgutachten nie gemacht worden, das laut Baugenehmigung von 1984 für den Jugendtreffpunkt mit Live-Musik erforderlich ist. Zum anderen funktioniere die Lüftungsanlage nicht.
Sie sei bei ihrer Amtsübernahme vor rund 20 Jahren nicht auf die Idee gekommen, die Erfüllung der Auflagen für das damals schon seit Jahren reibungslos laufende Freizeithaus zu überprüfen, gibt Lange-Reichardt zu. Das Problem dabei sei weniger der Zustand des Gebäudes, sondern seine Lage in einem allgemeinen Wohngebiet, in dem bis 22 Uhr 55 Dezibel und danach 40 Dezibel zugelassen sind. Diese Werte werden schon durch normale Gespräche und Lachen erreicht, so Lange-Reichardt. Der Versuch, ein klärendes Gespräch mit dem Anwohner zu führen, sei erfolglos geblieben. Die Jugendamtsleiterin und der Stadtjugendpfleger Gabriel Braun hätten nur mit dem Anwalt sprechen können.
Haushalt 2026: Über eine Million Euro für den Erhalt des Freizeithauses vorgesehen
Doch es gibt Hoffnung: Mittlerweile wurde ein professionelles Gutachten in Auftrag gegeben, aus dem sich anschließend entsprechende Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Die Antwort wird im November erwartet, sodass im Dezember ein Fahrplan für die nächsten Schritte erarbeitet werden kann. Im Haushalt für 2026 sind bereits eine Million und 60.000 Euro für das Freizeithaus vorgesehen, die schon jetzt z.B. für Lärmschutz in Anspruch genommen werden können.
Konzerte wie Buxte Rhymes vorerst gestoppt – Alternativen nicht gleichwertig
Solange jedoch sind Formate wie Buxte Rhymes und My six Stages nicht umsetzbar, erklärt Stadtjugendpfleger Gabriel Braun. Als Alternative sei zwar z.B. ein kleines OpenAir-Konzert auf dem Skaterplatz angedacht, doch dieses könne die bestehenden Formate nicht ersetzten. Trotz aller Sorgen, dass die Konzertreihen, wenn sie erst einmal eingeschlafen sind, nicht mehr reaktiviert werden können, gibt es laut Stadtbaurätin Michaela Springhorn nur einen Weg: Das Gutachten und die Handlungsempfehlungen abzuwarten, um die Maßnahmen zum Erhalt des Freizeithauses dann auf rechtssicherem Boden umzusetzen.
Quelle: Kreiszeitung Wochenblatt, Artikel von Nicola Dultz, erschienen am 02. Oktober 2025, vielen Dank für die Erlaubnis zur Wiedergabe an dieser Stelle